ISP - Integrale Somatische Psychotherapie

(Text von Raja Selvam, dem Begründer von ISP, in deutscher Übersetzung)

 

Alle Facetten menschlichen Erlebens (unser Denken, Fühlen, Erinnern, Vorstellen, Kontaktaufnahme, unser verbaler und nonverbaler Selbstausdruck und unser Handeln) basieren auf unseren drei Körpern (dem physischen, dem feinstofflichen und dem absoluten) und ihrer Interaktion miteinander. Die alleinige Betonung des Gehirns (und in geringerem Umfang auch des Körpers) als A und O unserer Erfahrungen war zwar wichtig und wertvoll. Aber sie bedeutete auch eine massive Einschränkung des Verständnishorizonts der Psychologie. Sie verkannte, dass es weitaus mehr Schauplätze gibt, an denen menschliche Erfahrungen entstehen und stattfinden und verschenkte damit Möglichkeiten, Menschen in Not zu helfen. Unabhängig von unserem psychotherapeutischen Hintergrund und unserem praktischen Ansatz können wir unseren Klienten bei kognitiven, emotionalen, Verhaltens- oder auch somatischen und spirituellen Problemen besser helfen, wenn wir wissen: a) inwiefern das Zusammenspiel des physischen, des feinstofflichen und des absoluten Körpers Ausgangspunkt für all unsere Erfahrungen ist; b) wie die Regulierung dieser drei Ebenen aus dem Tritt gerät, wenn wir Schwieriges erleben und so lebenswichtige Vorgänge in uns zum Erliegen bringt; c) was geschehen muss, um mehr Öffnung, Zugänglichkeit, Regulation und Balance im Hinblick auf die drei Ebenen herzustellen und ihre Beziehungen untereinander zu verbessern.

 

Die Integrale Somatische Psychotherapie (ISP) ist ein integratives Modell, das bestrebt ist, allen Modellen ihre Daseinsberechtigung zuzugestehen. Sie gibt allen aus der klinischen Praxis, so unterschiedlich ihr Hintergrund auch sein mag, ein Meta-Modell an die Hand, das hilft, die drei Ebenen unserer Psyche – physischer Körper (Körper), feinstofflicher Körper (Energie) und absoluter Körper (Bewusstsein) besser zu verstehen und in die eigene Praxis zu integrieren, um so die Effizienz unserer Behandlungen signifikant zu erhöhen.

 

Unterrichtet wird ISP von Raja Selvam, PhD, PhD

Raja Selvam, PhD, PhD, einer der leitenden Trainer von Weiterbildungen in dem von Dr. Peter Levine entwickelten Traumaarbeitsansatz Somatic Experiencing, hält Vorträge und lehrt in den USA, in England, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, der Schweiz, Italien, Israel, Indien, Sri Lanka, Russland, Hong Kong, auf dem chinesischen Festland und in Brasilien. Er entwickelte die Integrale Somatische Psychotherapie (ISP) und in Verbindung hiermit die Integral Trauma Resolution (ITR) zur Auflösung von Traumen. Sein mit den Jahren bewusst eklektischer gewordener Ansatz schöpft aus Körperarbeitssystemen wie der Posturalen Integration, der Biodynamischen Craniosacral-Therapie, und der Polarity-Therapie sowie aus Körperpsychotherapieschulen wie der Reichianischen Therapie, der Bioenergetik und der Bodynamic Analysis, der Jungschen Tiefenpsycholgie und Archetypenpsychologie, aus psychoanalytischen Schulen wie der Objektbeziehungs- und Intersubjektiven Psychologie, aus Somatic Experiencing (SE), Affektiver Neurowissenschaft und dem Advaita Vedanta, einer spirituellen Denkschule Indiens. Rajas Dissertation in Klinischer Psychologie, sein zweiter Doktortitel, befasste sich mit Advaita Vedanta und der Jungschen Psychologie. Sein Artikel zur Behandlung von Traumasymptomen indischer Tsunami-Überlebender mit Hilfe des auf der Grundlage von SE entwickelten Integral Trauma Resolution (ITR)-Verfahrens wurde im September 2008 in der Fachzeitschrift Traumatology veröffentlicht. In dieser Studie berichteten fast 90% der Behandelten bei Nachgesprächen 8 Monate später von einer signifikanten Verbesserung oder einem vollständigen Verschwinden der bei ihnen aufgetretenen Symptome sowie der PTBS-Indikatoren. Zwei kontrollierte Studien aus dem zweijährigen indischen Tsunami-Projekt, das sich hieran anschloss, die vergleichbare Ergebnisse zeigen, werden derzeit für die Veröffentlichung vorbereitet. Raja Selvams Artikel "Jung and Consciousness" erscheint in Kürze in einer Sonderausgabe der Zeitschrift Spring zu Jung und Indien. Im Hinblick auf praktische Einsatzprojekte für seine Arbeit ruht Raja Selvams primärer Fokus derzeit auf einem fünfjährigen Projekt in Sri Lanka, das Helfern und Helferinnen vor Ort mehr Kenntnisse zur Behandlung von Symptomen vermitteln soll, die Krieg, Gewalt, Verlust und Vertreibung in der Region hinterlassen haben – ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem deutschen Kindermissionswerk (Stichwort: „Sternsinger“) sowie Don Bosco in Deutschland und Sri Lanka. Darüber hinaus engagiert er sich in Zusammenarbeit mit dem indischen Ableger von Don Bosco für die Weitergabe von Basiswissen in Sachen Trauma-Arbeit an lokale Kräfte, das diesen helfen soll, Traumasymptome in unterprivilegierten Teilen der indischen Bevölkerung zu behandeln.